GAPP & seine Meilensteine beim Deutsch-Amerikanischen Austausch
Das GAPP-Programm, kurz German American Partnership Program, ist ein Bildungsaustauschprogramm zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika. Es wurde entwickelt, um Schülern aus beiden Ländern die Möglichkeit zu bieten, eine interkulturelle Erfahrung zu machen und ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Das Programm zielt nicht nur darauf ab Verständnis und Freundschaft zwischen den beiden Nationen zu fördern, sondern auch den kulturellen Austausch.
Die Geschichte von GAPP begann in den frühen 1970er Jahren,
als die Idee eines bilateralen Schüleraustauschs zwischen Deutschland und den
USA aufkam. Die Initiative wurde von deutschen und amerikanischen Pädagogen ins
Leben gerufen, die den Wert eines solchen Austauschs für junge Menschen
erkannten. 1977 wurde GAPP offiziell gegründet und startete seinen ersten
Schüleraustausch. Ursprünglich wurde das Programm von der
Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft (German-American Partnership Program e.V.)
koordiniert. Die Organisation arbeitete eng mit Schulen in Deutschland und den
USA zusammen, um die Teilnahme von Schülern und Lehrern am Austausch zu
ermöglichen. Das Programm erhielt auch Unterstützung von staatlichen Stellen in
beiden Ländern sowie von privaten Stiftungen und Unternehmen, die den
interkulturellen Austausch fördern wollten.
Der Ablauf des GAPP-Programms ist einfach: Schüler aus
Deutschland und den USA, die sich für den Austausch angemeldet haben, werden an
den Partnerschulen zusammengeführt. Die Schüler verbringen einige Wochen im
jeweiligen Gastland, wo sie in Gastfamilien leben und die Schule vor Ort
besuchen. Während dieser Zeit haben sie die Möglichkeit, den Alltag in einer
fremden Kultur zu erleben, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und neue
Freundschaften zu schließen. Der Austausch ist jedoch nicht auf Schüler beschränkt.
Es nehmen auch Lehrer am Programm teil, um ihre Lehrmethoden auszutauschen,
Einblicke in das Bildungssystem des Gastlandes zu erhalten und interkulturelle
Erfahrungen in ihre Unterrichtsmethoden einzubringen. Dies fördert nicht nur
die persönliche Entwicklung der Lehrer, sondern bereichert auch den Unterricht
und das Schulleben an beiden Partnerinstituten. Im Laufe der Jahrzehnte hat das
GAPP-Programm Tausenden von Schülern und Lehrern die Möglichkeit gegeben, die
Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten und wertvolle interkulturelle
Erfahrungen zu sammeln. Viele Teilnehmer berichten davon, dass der Austausch
ihr Leben nachhaltig beeinflusst hat und ihnen geholfen hat, Vorurteile
abzubauen und eine globale Perspektive zu entwickeln.
Das GAPP-Programm hat sich auch zu einer Plattform für den
Dialog über wichtige globale Themen entwickelt, wie Umweltschutz, soziale
Gerechtigkeit und Friedensförderung. Teilnehmer haben die Möglichkeit,
gemeinsam an Projekten zu arbeiten, die einen positiven Beitrag zur
Gesellschaft leisten und Lösungen für globale Herausforderungen finden. Somit
leistet das GAPP-Programm einen wertvollen Beitrag zur Förderung des
kulturellen Verständnisses zwischen Deutschland und den USA. Es befähigt junge
Menschen, über nationale Grenzen hinweg zu denken und sich als Weltbürger zu
fühlen. Mit seiner reichen Geschichte und erfolgreichen Bilanz bleibt es ein
leuchtendes Beispiel für Bildungsaustausch und interkulturelle Zusammenarbeit.
In fünf Jahrzehnten und mit über 400.000 TeilnehmerInnen
stand GAPP schon vor vielen Herausforderungen: Seine bescheidenen Anfänge zu
Beginn der 1970er Jahre, der Fall der Berliner Mauer und in jüngster Zeit die
COVID-19-Pandemie. Trotz der Widrigkeiten hat GAPP Tausenden von SchülerInnen,
LehrerInnen und GastgeberInnen kontinuierlich ermöglicht, Erfahrungen zu
sammeln, die ihr Leben veränderten. Wir haben einzelne Epochen ausgewählt, die
das Programm geprägt haben und zeigen, wie unerschütterlich GAPP die Zeiten
überdauert hat.
MEILENSTEINE IM DEUTSCH-AMERIKANISCHEN AUSTAUSCH
1. Die Anfänge
„Das Goethe-Institut und GAPP haben sich, seitdem das
Programm 1972 ins Leben gerufen wurde, zum Ziel gesetzt, durch die Erkundung
von Kultur, Kunst und Bildung Verbindungen zwischen den USA und Deutschland
aufzubauen und zu fördern.“
- Andreas Ströhl, Direktor des Goethe-Instituts Washington
und Regionaldirektor für Nordamerika -
Als GAPP (German American Partnership Program) vor einem
halben Jahrhundert entwickelt wurde, waren die Beziehungen zwischen der
Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland) und den Vereinigten Staaten vor
allem durch die Ära des Kalten Krieges geprägt. Westdeutschland entwickelte
sich zur größten Volkswirtschaft Europas, und seine Beziehungen zu den USA
gingen in Richtung einer neuen transatlantischen Partnerschaft.
Die 1970er Jahre waren sowohl für die USA als auch für
Deutschland eine turbulente Zeit. Die USA steckten tief in einer Phase des
Protests, in der Bürgerrechtler und Kriegsgegner sich mit den Vertretern eines
politischen Konservatismus anlegten. In Deutschland fühlte sich der Übergang
von West nach Ost, obwohl es nur wenige Meter waren, so an, als würde man
Hunderte von Meilen zurücklegen. Der wirtschaftliche Wohlstand des Westens
stand in scharfem Kontrast zu den schwierigen Lebensumständen des von der Sowjetunion
kontrollierten Ostens. Inmitten dieser Turbulenzen wurde GAPP geboren.
GAPPs Mission
GAPP wurde 1972 ins Leben gerufen und bildete eine weitere
Brücke zwischen den beiden Verbündeten in der Hoffnung auf eine glänzende
Zukunft. Das Programm ermöglicht es SchülerInnen aus Amerika und Deutschland,
Partnerschulen zu besuchen, in die Kultur ihres Gastlandes einzutauchen und
internationale Freundschaften zu schließen. GAPP profitiert von gemeinsamen
Zuschüssen des deutschen Auswärtigen Amtes und des US-Außenministeriums, um
SchülerInnen die Teilnahme unter möglichst geringem finanziellem Druck zu
ermöglichen. GAPP ist darüber hinaus das einzige deutsch-amerikanische
Kurzzeit-Austauschprogramm, das von der US-Bundesregierung finanziell
unterstützt wird. Damit ist es das umfangreichste bilaterale Austauschprogramm
zwischen den Vereinigten Staaten und einem anderen Land.
Das 1951 gegründete Goethe-Institut selbst widmet sich der
Förderung der deutschen Kultur im Ausland. Nachdem das Institut mit der
Ausbildung ausländischer LehrerInnen in deutscher Sprache begonnen hatte,
expandierte es im Jahr nach seiner Gründung nach Griechenland. In den
darauffolgenden neun Jahren sollten Standorte in 53 weiteren Ländern
hinzukommen. Heute gibt es weltweit 158 Institute in 98 Ländern. Mit
zunehmender Reichweite wuchs auch die Programmvielfalt. Die Einrichtung eines
Austauschprogramms erschien als natürlicher nächster Schritt und führte zur
Bildung von GAPP.
Von Boston nach New York
GAPP wurde vom Bostoner Goethe-Institut gegründet, wo das
Programm dann für die ersten zwei Jahre angesiedelt bleiben sollte. Diese
bescheidenen Anfänge waren eine prägende Zeit für GAPP: Vor der Kooperation mit
dem deutschen Auswärtigen Amt arbeitete GAPP direkt mit Schulen in Deutschland
zusammen, um den Austausch zu organisieren. Aufgrund der damals angespannten
Beziehungen zwischen den USA und der DDR befanden sich die GAPP-Partnerschulen
ausschließlich in Westdeutschland.
GAPP verlegte seinen Hauptsitz 1974 aus Boston weg, in einer
Zeit, als die Stadt im Chaos versank. In der Boston Desegregation Bussing
Crisis forderten Gerichte die Schulbezirke auf, SchülerInnen verschiedener
Herkunft und Gemeinden in Übereinstimmung mit dem Racial Imbalance Act per Bus
in andere Schulbezirke zu befördern. Es kam zu schweren Konflikten, und als
heftige Rassenproteste die Straßen erfüllten und die Unruhen explodierten,
beschloss GAPP, sein Hauptprogramm an das Goethe-Institut in New York zu
verlegen, wo es bis heute angesiedelt ist.
In den 1970er Jahren wuchs das Programm weiter
Die direkte Verbindung zwischen GAPP und einzelnen deutschen
Schulen dauerte von 1974 bis 1982. Das Programm war für jede Einzelheit des
Austauschs verantwortlich, was bei niedrigeren Teilnehmerzahlen noch zu
bewältigen war. Als das Programm sich ausweitete und immer mehr Schulen in den
Vereinigten Staaten und Deutschland ihre SchülerInnen entsandten, wurde der
Ablauf komplexer. Das veranlasste die deutsche Bundesregierung, Unterstützung
anzubieten, um den Austausch zu fördern und SchülerInnen zu unterstützen,
insbesondere diejenigen, die aus Deutschland in die Staaten reisten.
2. Die 80er Jahre
„Seit 50 Jahren bietet GAPP ein transatlantisches
Austauschprogramm mit spannenden, aufschlussreichen und faszinierenden
Erfahrungen für Highschool-SchülerInnen aus den USA und Deutschland. Wie mir
viele TeilnehmerInnen gesagt haben, bilden diese Erinnerungen einen Schatz für
ihr ganzes Leben.“
- Dietmar Rieg, Präsident und CEO der Deutsch-Amerikanischen
Handelskammer und Vorsitzender des German American Partnership Programs
In den ersten zehn Jahren seines Austauschprogramms
arbeitete GAPP direkt mit Schulen in den Vereinigten Staaten und Deutschland
zusammen, um Orte für den späteren Aufenthalt der Schüler*innen zu
organisieren. Diese Partnerschaften bestehen immer noch. Damals jedoch kümmerte
sich GAPP um sämtliche Aspekte des Austauschprogramms für beide Länder. Als das
Programm in den 1980er Jahren rapide an Zulauf gewann, wurde es immer
schwieriger, den Austausch logistisch zu verwalten. 1982 war er zu komplex
geworden, um ohne fremde Hilfe organisiert werden zu können. Das deutsche
Auswärtige Amt trat auf den Plan, weil es den immensen Wert des Programms
erkannt hatte.
So begann 1982 der Pädagogische Austauschdienst, kurz PAD,
als deutsches Pendant, GAPP zu unterstützen. Dabei handelt es sich um eine
staatliche deutsche Einrichtung, die sich im Auftrag der Bundesländer für die
Stärkung der internationalen Beziehungen durch Zusammenarbeit im Schulbereich
einsetzt. PAD ist mit den deutschen Kultusministerien assoziiert und steht für
Finanzierung und Beratung in engem Kontakt mit der Bundesregierung. Viele
Politiker*innen in Deutschland erkannten die Vorteile von GAPP und bemühten
sich, dem Programm zum Erfolg zu verhelfen.
PAD hilft aus
Mit den Mitteln des Auswärtigen Amts konnte PAD den
Austausch auf deutscher Seite organisieren und Schüler*innen sowie
VerwaltungsmitarbeiterInnen die Vorgänge erleichtern. Ihre Möglichkeiten der
Einwerbung von Finanzmitteln trugen zur Subventionierung vieler Kosten bei, die
Austauschschüler*innen nicht selbst decken konnten. Ziel der Organisation war
eine Anhebung der Standards im Bildungssektor sowie die Steigerung
internationaler Mobilität.
PAD stellte fest, dass der SchülerInnenaustausch ein guter
Weg sein könnte, um beide Ziele zu erreichen, und dass GAPP die Qualität der
Lernumgebungen von SchülerInnen positiv beeinflusst. Diejenigen, die an einem
Austausch teilnahmen, entwickelten bessere sprachliche und interkulturelle
Fähigkeiten, ganz zu schweigen vom Aufbau wertvoller Freundschaften und
Partnerschaften.
„Die Schülerinnen und Schüler lernen durch die Integration
in den Unterricht des Gastlandes und in Gastfamilien sowie durch einen themen-
bzw. projektorientierten Austausch interkulturell bedingte Wege der
Problemlösung kennen, es werden Erfahrungen im Umgang mit unterschiedlichen
Sichtweisen vertieft und oftmals kulturelle Schranken überwunden.“
- PAD Website, erklärtes Ziel im Rahmen der Zusammenarbeit
mit GAPP
Anfang der 1980er Jahre vervielfachte sich die Zahl der
TeilnehmerInnen an GAPP. Das gesamte Jahrzehnt war eine Zeit der raschen
Ausweitung des Programms. Mit der wachsenden Beteiligung von sowohl
AmerikanerInnen als auch Deutschen erhielt das Programm zunehmend finanzielle
Unterstützung von verschiedenen staatlichen und privaten Seiten.
Schulpartnerschaften stiegen von einigen Dutzend in den 1970ern auf 149 im Jahr
1982. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollte diese Zahl auf über 600 klettern.
Deutsche TeilnehmerInnenzahlen steigen
Durch die Unterstützung von PAD wurde die deutsche Seite der
Organisation erheblich übersichtlicher und jeder Teil des Austauschprozesses
lief zunehmend effizienter ab. Damit sollte sich die Teilnehmer*innenzahl
deutscher SchülerInnen, die 1982 noch knapp unter 2.000 lag, bis 1989 mehr als
verdreifachen, auf 6.025. Die Gesamtzahl der SchülerInnen wuchs ebenfalls
dramatisch, von 3.404 auf über zehntausend.
Heute stehen fast 800 Schulen mit GAPP in Verbindung, und mehr als 400.000 SchülerInnen haben bereits an einem Austausch teilgenommen. Dieser massive Anstieg seit seinen bescheidenen Anfängen ist größtenteils auf die Zusammenarbeit mit der deutschen Regierung und auf die Unterstützung zurückzuführen, die PAD über die Jahre geboten hat. Im Laufe der 1980er Jahre wurden die Beziehungen zwischen den USA und der DDR freundschaftlicher, sodass SchülerInnen Tagesausflüge nach Ost-Berlin und in andere grenznahe Gebiete unternehmen konnten. Im Laufe des Jahrzehnts begann sich die sowjetische Kontrolle über Ostdeutschland und viele Nationen, die die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg besetzt hatte, abzuschwächen. Die Ostdeutschen wanderten zunehmend auf die westliche Seite ab und schufen damit die Voraussetzungen für den Fall der Ostblockstaaten.
Als Ostdeutschland zu zerfallen begann, wurden die
Möglichkeiten der GAPP-SchülerInnen, die Grenze zwischen Ost und West zu
passieren, stärker eingeschränkt. Dennoch konnte eine Handvoll
AustauschschülerInnen in Deutschland einen einmaligen und außerordentlichen
Augenblick der Weltgeschichte miterleben: Den Fall der Berliner Mauer und die
Wiedervereinigung Deutschlands.
3. Die 90er
Wir besuchten während unserer Reise Berlin, und unser
Englischlehrer fuhr mit uns für einen Tag nach Ost-Berlin. Zuerst bewegten wir
uns im Zentrum der Stadt, doch dann meinte er: „Schauen wir uns mal etwas
anderes an!“, und wir entfernten uns vom Stadtzentrum. Denn das Zentrum war wie
ein Ausstellungsstück, und je weiter man sich entfernte, desto mehr konnte man
sehen, wie der Osten wirklich war. Ich erinnere mich noch an all diese Gebäude
mit Einschusslöchern aus dem Krieg, die nie repariert worden waren. Es zeigte,
wie schwierig die Verhältnisse in Ostdeutschland am Ende waren.“
- Joe Martinez, ehemaliger GAPP-Schüler spricht über einen
Besuch in der DDR während seines Austauschs.
Ende der 1980er Jahre kam es in Ostdeutschland zu einer
Reihe von Protesten. Die wirtschaftliche Stagnation hatte den Osten fest im
Griff, und die BürgerInnen liefen allmählich auf die um einiges wohlhabendere
westdeutsche Seite über. Im Jahr 1988 kündigte der sowjetische Generalsekretär
Michail Gorbatschow an, er werde den Ostblockstaaten wie der DDR erlauben,
interne Entscheidungen unabhängig zu treffen.
In mehreren Ländern kam es zu weiteren friedlichen
Protesten, und im Fokus der Welt stand die berüchtigte Nachkriegsgrenze, der
Eiserne Vorhang. Als Österreich und Ungarn im August 1989 ihren Grenzzaun
entfernten, begannen der Eiserne Vorhang und der Ostblock auseinanderzubrechen.
„Für mich war alles, was mit Berlin und der Mauer zu tun
hatte, der wichtigste Teil meiner GAPP-Erfahrung. Allein zu sehen, dass
Machthaber so viel Kontrolle über das Leben anderer Menschen besitzen können.
Das ist einfach nicht normal, zumindest nach meiner Erfahrung. Das hat wirklich
einen starken Eindruck bei mir hinterlassen.”
- Joe Martinez, GAPP-Alumnus 1985
GAPP-Austausche verzeichnen einen leichten Rückgang inmitten
der Konflikte
GAPP setzte den Austausch während der gesamten 1980er Jahre
fort, und es wurden mit den SchülerInnen sogar Exkursionen auf die ostdeutsche
Seite unternommen. Als jedoch die Spannungen gegen Ende der Ostblock-Ära
zunahmen, sank die Gesamtzahl der SchülerInnen zum ersten Mal in der Geschichte
von GAPP. Die zunehmende Angst vor Vergeltungsmaßnahmen seitens Ostdeutschlands
aufgrund der zunehmenden Proteste könnte einige SchülerInnen von der Teilnahme
an der Reise abgehalten haben. GAPP bot während dieser Zeit weiterhin den
Austausch an, doch im Land kam es zu erheblichen Veränderungen.
„1989 besuchte ich Deutschland erneut und lernte zwei
Studenten kennen, die die Humboldt-Universität in Ost-Berlin besuchten. Sie
studierten Zahnmedizin. Durch sie erfuhr ich von den Veränderungen, die sich
1989 in Ost-Berlin ereigneten, und dass es immer schwieriger wurde, Visa für
andere Ostländer wie Ungarn zu bekommen.”
- Joe Martinez, GAPP-Alumnus 1985
"Als wir nach Ost-Berlin fuhren, bekamen die
GAPP-Schüler und -Koordinatoren ein Tagesvisum, das leider am Ende des Tages
verloren gegangen war. Die Grenzposten ließen uns also nicht zurück nach
West-Berlin, sondern sperrten uns in einen Raum ohne Fenster und ohne
Innentürgriffe. Wir waren dort für ein paar Stunden, aber schließlich ließen
sie uns raus, und wir durften gehen."
- Daniel Villanueva, GAPP-Alumnus 1985
Die Berliner Mauer fällt
Als die Sowjetunion schwächer wurde und Ostdeutsche in den
Westen flohen, wurde die Berliner Mauer zu einem politischen Brennpunkt. Die
Mauer, eine stark bewachte Betonbarriere, die Ost und West trennte, war ein
mächtiges Symbol sowjetischer Kontrolle über Deutschland. Als weitere
Ostblockstaaten in die Revolution verwickelt wurden, drängten sich
DemonstrantInnen auf beiden Seiten der Mauer. Nachdem die DDR-Führung einige
Tage zuvor die Beschränkungen gelockert hatte, um die Proteste einzudämmen,
versammelten sich eine halbe Million Deutsche um die Ost-West-Grenze. Kurz
darauf begann die Zerstörung der Berliner Mauer: BürgerInnen auf beiden Seiten
attackierten das Grenzsymbol mit Hämmern und Spitzhacken und brachen Stücke aus
dem Beton. Die Berliner Mauer fiel offiziell am 9. November 1989. Am 22.
Dezember 1989 wurde das Brandenburger Tor geöffnet, um Bundeskanzler Helmut
Kohl und den DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow einander begrüßen zu lassen.
Nicht einmal ein Jahr später wurden die beiden Seiten am 3. Oktober 1990
offiziell wiedervereinigt.
„Ich musste am 2. Oktober 1990, einen Tag vor diesem ‚Tag
der Deutschen Einheit‘, einen Test schreiben. Ich erinnere mich noch, wie ich
nach dem Test am Boden all diese Scherben sah, überall lagen zerbrochene
Champagnerflaschen von den Feierlichkeiten.“
- Joe Martinez, GAPP-Alumnus 1985
GAPP erzielt RekordteilnehmerInnenzahlen
Von 1989 bis 1990 sank die SchülerInnenbeteiligung von
10.375 auf 9.765 und dann auf 7.770 im Jahr 1991. Dieser leichte Rückgang mag
zum Teil auf die Schwierigkeiten zurückzuführen sein, die mit der
Wiedervereinigung der Länder einhergingen, aber das Programm erholte sich bald.
Als sich nach der Wiedervereinigung der Staub legte, erzielte GAPP im Laufe der
1990er Jahre neue Rekorde und verzeichnete mehrere Jahre in Folge weit über
11.000 TeilnehmerInnen. Das Programm, um neue Erweiterungen wie langfristige Austauschprogramme
ergänzt, florierte in den 1990er, 2000er Jahren und darüber hinaus.
4. Die 2000er
Wir besuchten während unserer Reise Berlin, und unser
Englischlehrer fuhr mit uns für einen Tag nach Ost-Berlin. Zuerst bewegten wir
uns im Zentrum der Stadt, doch dann meinte er: „Schauen wir uns mal etwas
anderes an!“, und wir entfernten uns vom Stadtzentrum. Denn das Zentrum war wie
ein Ausstellungsstück, und je weiter man sich entfernte, desto mehr konnte man
sehen, wie der Osten wirklich war. Ich erinnere mich noch an all diese Gebäude
mit Einschusslöchern aus dem Krieg, die nie repariert worden waren. Es zeigte,
wie schwierig die Verhältnisse in Ostdeutschland am Ende waren.“
- Joe Martinez, ehemaliger GAPP-Schüler spricht über einen
Besuch in der DDR während seines Austauschs.
Ende der 1980er Jahre kam es in Ostdeutschland zu einer
Reihe von Protesten. Die wirtschaftliche Stagnation hatte den Osten fest im
Griff, und die BürgerInnen liefen allmählich auf die um einiges wohlhabendere
westdeutsche Seite über. Im Jahr 1988 kündigte der sowjetische Generalsekretär
Michail Gorbatschow an, er werde den Ostblockstaaten wie der DDR erlauben,
interne Entscheidungen unabhängig zu treffen. In mehreren Ländern kam es zu
weiteren friedlichen Protesten, und im Fokus der Welt stand die berüchtigte
Nachkriegsgrenze, der Eiserne Vorhang. Als Österreich und Ungarn im August 1989
ihren Grenzzaun entfernten, begannen der Eiserne Vorhang und der Ostblock
auseinanderzubrechen.
„Für mich war alles, was mit Berlin und der Mauer zu tun
hatte, der wichtigste Teil meiner GAPP-Erfahrung. Allein zu sehen, dass
Machthaber so viel Kontrolle über das Leben anderer Menschen besitzen können.
Das ist einfach nicht normal, zumindest nach meiner Erfahrung. Das hat wirklich
einen starken Eindruck bei mir hinterlassen.”
-Joe Martinez, GAPP-Alumnus 1985
GAPP-Austausche verzeichnen einen leichten Rückgang inmitten
der Konflikte
GAPP setzte den Austausch während der gesamten 1980er Jahre
fort, und es wurden mit den SchülerInnen sogar Exkursionen auf die ostdeutsche
Seite unternommen. Als jedoch die Spannungen gegen Ende der Ostblock-Ära
zunahmen, sank die Gesamtzahl der SchülerInnen zum ersten Mal in der Geschichte
von GAPP. Die zunehmende Angst vor Vergeltungsmaßnahmen seitens Ostdeutschlands
aufgrund der zunehmenden Proteste könnte einige SchülerInnen von der Teilnahme
an der Reise abgehalten haben. GAPP bot während dieser Zeit weiterhin den
Austausch an, doch im Land kam es zu erheblichen Veränderungen.
„1989 besuchte ich Deutschland erneut und lernte zwei
Studenten kennen, die die Humboldt-Universität in Ost-Berlin besuchten. Sie
studierten Zahnmedizin. Durch sie erfuhr ich von den Veränderungen, die sich
1989 in Ost-Berlin ereigneten, und dass es immer schwieriger wurde, Visa für
andere Ostländer wie Ungarn zu bekommen.”
- Joe Martinez, GAPP-Alumnus 1985
"Als wir nach Ost-Berlin fuhren, bekamen die
GAPP-Schüler und -Koordinatoren ein Tagesvisum, das leider am Ende des Tages
verloren gegangen war. Die Grenzposten ließen uns also nicht zurück nach
West-Berlin, sondern sperrten uns in einen Raum ohne Fenster und ohne
Innentürgriffe. Wir waren dort für ein paar Stunden, aber schließlich ließen
sie uns raus, und wir durften gehen."
- Daniel Villanueva, GAPP-Alumnus 1985
Die Berliner Mauer fällt
Als die Sowjetunion schwächer wurde und Ostdeutsche in den
Westen flohen, wurde die Berliner Mauer zu einem politischen Brennpunkt. Die
Mauer, eine stark bewachte Betonbarriere, die Ost und West trennte, war ein
mächtiges Symbol sowjetischer Kontrolle über Deutschland. Als weitere
Ostblockstaaten in die Revolution verwickelt wurden, drängten sich
DemonstrantInnen auf beiden Seiten der Mauer. Nachdem die DDR-Führung einige
Tage zuvor die Beschränkungen gelockert hatte, um die Proteste einzudämmen,
versammelten sich eine halbe Million Deutsche um die Ost-West-Grenze. Kurz
darauf begann die Zerstörung der Berliner Mauer: BürgerInnen auf beiden Seiten
attackierten das Grenzsymbol mit Hämmern und Spitzhacken und brachen Stücke aus
dem Beton.
Die Berliner Mauer fiel offiziell am 9. November 1989. Am
22. Dezember 1989 wurde das Brandenburger Tor geöffnet, um Bundeskanzler Helmut
Kohl und den DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow einander begrüßen zu lassen.
Nicht einmal ein Jahr später wurden die beiden Seiten am 3. Oktober 1990
offiziell wiedervereinigt.
„Ich musste am 2. Oktober 1990, einen Tag vor diesem ‚Tag
der Deutschen Einheit‘, einen Test schreiben. Ich erinnere mich noch, wie ich
nach dem Test am Boden all diese Scherben sah, überall lagen zerbrochene
Champagnerflaschen von den Feierlichkeiten.“
- Joe Martinez, GAPP-Alumnus 1985
GAPP erzielt RekordteilnehmerInnenzahlen
Von 1989 bis 1990 sank die SchülerInnenbeteiligung von
10.375 auf 9.765 und dann auf 7.770 im Jahr 1991. Dieser leichte Rückgang mag
zum Teil auf die Schwierigkeiten zurückzuführen sein, die mit der
Wiedervereinigung der Länder einhergingen, aber das Programm erholte sich bald.
Als sich nach der Wiedervereinigung der Staub legte, erzielte GAPP im Laufe der
1990er Jahre neue Rekorde und verzeichnete mehrere Jahre in Folge weit über
11.000 TeilnehmerInnen. Das Programm, um neue Erweiterungen wie langfristige Austauschprogramme
ergänzt, florierte in den 1990er, 2000er Jahren und darüber hinaus.
Texte der Homepage vom Goethe-Institut entnommen:
https://www.goethe.de/ins/us/de/spr/unt/efd/gpp/g50/mei.html
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