Tag 8
28. August 2024: Good morning Chicago! Unglaublich, aber heute ist die erste lange Nacht. Denn Frühstück ist erst um neun Uhr anberaumt. Zeit genug also genügend Energie für den Tag zu tanken. Das große Frühstücksbuffet umfasst hier in unserem Hotel direkt im Stadtzentrum richtig guten Kaffee. Keine Selbstverständlichkeit für die USA. Dieser vertreibt auch die letzte Müdigkeit aus den Augen. Um neun Uhr treffen wir uns alle direkt neben dem Frühstücksraum zur Assembly, wo wir den Schülern erklären wie der heutige Tag aussieht und welche Regeln einzuhalten sind. Denn immerhin sind wir in der drittgrößten Stadt der Vereinigten Staaten … und der gefährlichsten; jedenfalls was die Mordzahlen angeht. Das Stadtzentrum allerdings ist absolut sicher, so dass wir den Schülern heute guten Gewissens viel Freizeit geben können. Denn wenn eines bei der bisherigen Rundreise zu kurz gekommen ist, dann sicherlich der letztgenannte Punkt. Um zehn Uhr brechen wir gemeinsam vom Hotel auf, die Magnificent Mile entlang Richtung Fluss und direkt zum Millennium Park, wo das Cloudgate unseren Endpunkt markiert.
Das “Wolkentor”, auch bekannt als “The Bean“, ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Chicagos. Das monumentale Kunstwerk bildet nicht nur den Mittelpunkt des Millennium Parks in der Innenstadt, sondern spiegelt auch einen Teil der berühmten Skyline der Stadt und die umliegenden Grünflächen wieder. Die Bohne ist eine der weltweit größten permanenten Kunstinstallationen im Freien und ist seit seiner Einweihung im Jahr 2004 schnell zu einer der ikonischsten Sehenswürdigkeiten avanciert. Von hier aus gibt es alles: die Uferpromenade in der Nähe, den Loop - eine kreisförmig angeordnete Hochbahn auf Stahlträgern - und natürlich die Magnificent Mile mit zahlreichen Architekturhighlights und Geschäften. Jede Gruppe hat heute morgen bei der Assembly noch eine Challenge mit auf den Weg bekommen: drei Spots sollen heute während des Tages von den Schülern besucht und für unseren Gruppenchat fotografiert werden: die Beachfront, der Loop und der weltweit größten Starbucks, der satte fünf Stockwerke umfasst und sogar eine Dachterrasse aufweist, von der man einen grandiosen Blick auf die Wolkenkratzer erhaschen kann. Innen ist dieser Starbucks mehr eine Boutique; es wird ein Lifestyle verkauft, der auch seinen Preis hat. Natürlich machen auch Frau Rabenbauer und ich unsere Hausaufgaben!
Als wir uns bei der Bohne von unseren Schülern verabschieden zieht es uns zunächst nach Süden, Richtung Uferpromenade. Warum? Unweit der berühmten Bohne steht ein anderes Bauwerk, das die meisten Menschen in Deutschland immer wieder von dem Beginn der US-Serie “Eine schreckliche Familie” kennen: der Buckingham Fountain, der auf einer Parkanlage vor den Wolkenkratzern erbaut wurde.
Hier sieht man kaum Touristen und es gibt keine Gebäude, wodurch man einen tollen Blick auf die Skyline hat. Hier in unmittelbarer Nähe beginnt auch die legendäre Route 66, die in San Francisco ihren Endpunkt hat. Statt jedoch am Ufer entlangzulaufen entscheiden wir uns anschließend in die Stadt zu laufen, wo wir den Gleisen der Hochbahn folgen, die unweigerlich zum Loop führen. Vorbei geht’s an Graffiti und Murals an Häuserfassaden, Uni-Gebäuden und der Chicago Library, die wir besuchen. Vor allem von außen ist das Gebäude aus den 1920er Jahren eine Augenweide. Unseren ersten Challengepunkt erledigen wir im Anschluss: wir kaufen uns eine Karte für die Öffis und steigen in die Pink Line ein, mit der wir den kompletten Loop einmal entlangfahren. Da die Hochbahn über den Straßen thront hat man von hier oben noch einmal eine ganz andere Sicht auf die Häuserschluchten und Bürogebäude, an denen man vorbeifährt.
Natürlich werden wir auch heute wieder von einem netten Amerikaner angesprochen wo wir denn herkämen. Daraus entwickelt sich gleich ein Gespräch. Solche ungezwungenen und zufälligen Begegnungen hat man in Deutschland eigentlich nie – in den USA hingegen ständig. Es ist bislang kein Tag vergangen, an dem wir nicht angesprochen wurden. Beim Frühstück habe ich heute aber den Spieß umgedreht! Ich habe einem Gast ein Kompliment gemacht zu ihrem getragenen T-Shirt: Kamala Harris for President ist darauf zu lesen. Die Frau freut sich und gibt mir gleich mal High Five. Wir Demokraten verstehen uns einfach 😊. Dass Sightseeing anstrengend ist kennt wohl jeder. Wir nutzen deshalb um die Mittagszeit das Café Magnolia am Loop für eine Pause. In der offenen Bäckerei werden hier alle Kuchen und Gebäcke noch frisch gebacken. Die Zuckerwaren schauen aber nicht nur gut aus, sie sind auch verdammt lecker. Vor allem die Double Chocolate Brownies zerschmelzen auf der Zunge. Mit neuer Energie im Tank laufen wir nun den Chicago River entlang am Riverwalk, direkt bis zum Pier und dann Richtung Norden. Am Seeufer angekommen werden wir von zahlreichen Läufern, Radfahrern und Sportlern überholt. Auch die kleinen Strandabschnitte sind gut besucht.
In der Nähe des Hancock Towers legen wir noch einmal eine kurze Rast in einer Beach bar ein und erschrecken beim Blick auf die Uhr richtig, da die Zeit wie im Flug vergangen ist. Was wohl die Schüler heute alles gemacht haben? Am Abend erfahren wir, dass ein Teil shoppen war, wieder andere haben Instagram-Spots besucht oder Orte aufgesucht, die bei Tik-Tok viral gegangen sind. Für jeden war also etwas dabei. Bei der abendlichen Zimmerkontrolle sehen wir in sehr viele glückliche Gesichter! Bevor aber um 22 Uhr der Zapfenstreich eingeläutet wird brechen wir – diesmal mit Frau Steflbauer, die heute am späten Nachmittag zu uns gestoßen ist, auf, um noch zu Abend zu essen und einen Teil des abendlichen Feuerwerks am Pier zu sehen. Und schon ist wieder ein Tag unseres Abenteuers vorbei. Was wartet wohl morgen alles auf uns?
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