Tag 20

09. September 2024: Good morning Whitefishbay! “Back to school” heißt das Motto der kommenden dreieinhalb Tage, die wir noch in den USA verbringen können. Nach einem ereignisreichen Wochenende, bei dem viele der Schüler ein Baseballspiel der Milwaukee Brewers besuchen konnten, den Dells Freizeitpark unsicher gemacht haben, den bayerischen Biergarten hier in Milwaukee mit den Gasteltern besucht haben oder in der Natur wandern waren, fängt heute in den USA bereits die zweite Schulwoche an. 


Der Schultag fängt an der NHS genauso wie am Leo bereits um 7.50 Uhr an, ist jedoch anders aufgebaut, als in Deutschland. Seit Corona ist man an der NHS dazu übergegangen nach dem Doppelstundenprinzip zu unterrichten. Allerdings gibt es während des Vormittags keine größeren Pausen, sondern immer kleine fünf minütige Intervalle, in denen die Schüler die Klassenzimmer wechseln, auf die Toilette gehen und sich unterhalten können. Da die Lehrkräfte in den USA fest zugewiesene Klassenzimmer haben, sind die Gänge bei weitem nicht so voll wie häufig am Leo und die Schüler wissen bei Fragen und/oder Problemen gleich, wo sie hingehen müssen. In jedem Klassenzimmer gibt es zudem einen Handyparkplatz und eine Art Stechuhr, an der sich die Schüler mit ihrer Schüler-ID einloggen – das finde ich eine tolle Idee. Es gibt zudem jeden Tag eine knapp halbe Stunde Enrichment, die von Fach zu Fach und Lehrkraft zu Lehrkraft unterschiedlich genutzt wird.
Der Begriff “Enrichment” an US-Schulen bezieht sich generell auf Programme und Aktivitäten, die über den regulären Lehrplan hinausgehen, um Schülern zusätzliche Lernmöglichkeiten zu bieten. Diese Programme zielen darauf ab, die Interessen und Stärken der Schüler zu fördern, ihre Fähigkeiten zu erweitern und ihnen zu helfen, ihre akademischen und persönlichen Ziele zu erreichen. Zum Beispiel werden erweitere Kurse, projektbasierte Lernaktivitäten, außerschulische Aktivitäten und spezielle Workshops angeboten. Eine dieser Enrichmentklassen ist an der NHS die BSU (Black Students Union) von der später noch die Rede sein wird.

Der Stundenplan ist auch eine Herausforderung für jeden, der an das deutsche System gewohnt ist. Denn statt jeden Tag einen komplett unterschiedlichen Plan und Stunden zu haben, unterscheidet man in den USA zwischen A-days und B-days; darunter versteht man ein Blockplan System, bei dem der Stundenplan in zwei verschiedene Tage unterteilt wird. An “A-Days” haben die Schüler bestimmte Fächer, während sie an “B Days” andere Fächer haben. Dieses System ermöglicht längere Unterrichtsblöcke und bietet den Schülern mehr Zeit, sich auf jedes Fach zu konzentrieren. Denn der Schultag in den USA reicht bis in den Nachmittag hinein, bis kurz nach drei Uhr. Viele der Schüler bleiben aber auch nach dem offiziellen Unterrichtsschluss noch an ihrer Schule, um zum Beispiel Sport zu machen oder an einem Wahlkurs teilzunehmen. Die letzten beiden Dinge stehen für uns Leopoldiner heute jedoch nicht auf dem Stundenplan. Nur in der dritten Stunde gibt es ein Unterrichtsfach bei Charlotte Wichert, das die Schüler auch aus Deutschland kennen, nämlich Französisch. Den restlichen Schultag bekommen wir speziell für uns gestaltete Stunden in Astronomie, Hebräisch und in English-Reading. Um die Lesekompetenz zu stärken müssen unsere Schüler hier eine knifflige True Crime Story lösen. 




Um ans Ziel zu kommen, müssen allerlei Polizei- und Zeugenberichte nach genauen Infos durchforstet werden. Am Schluss sind sie theoretisch in der Lage einen detaillierten Bericht zu verfassen und den Fall zu lösen – doch leider fehlt am die Zeit dafür. Eine absolut tolle Unterrichtsstunde, die ich in abgewandelter Form gerne auch mal ausprobieren möchte. Zuvor haben wir noch die Chance uns mit vier Mitgliedern der BSU zu treffen.
Die Black Student Union an der Nicolet High School ist eine Organisation, die sich darauf konzentriert, die kulturelle Bewusstseinsbildung und das Gemeinschaftsgefühl unter den schwarzen Schülern zu fördern. Sie bietet eine Plattform für Diskussionen über Themen, die die schwarze Gemeinschaft betreffen und organisiert Veranstaltungen, die die Kultur und Geschichte der Afroamerikaner feiern.

Nach der Mittagspause bleibt noch Zeit den Abschlussabend genauer zu planen, Kopien zu machen und fehlende Dinge zu organisieren. Damit ist der erste Schultag der Woche auch bereits zu Ende und alle fahren wieder in die Gastfamilien, wo der Tag dann ausklingt – bei den Jugendlichen sicherlich wieder häufig in größerer Runde.  

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