Tag 15
04. September 2024: Good morning Whitefishbay! Als um 6.35 Uhr mein Wecker klingelt und ich mich für unseren ersten Schultag fertig mache, ahne ich noch nicht, was heute noch alles aufregendes auf mich zukommen wird. Also packe ich meine Tasche mit Laptop, Sonnenbrille und Geldbeutel bevor Mark mich fragt, ob ich heute in der Klasse German 4/5 einspringen könnte. Öhm ... Ja klar! Damit habe ich in England, Deutschland und nun bald auch den USA Stunden an einer Schule gegeben. Auf dem Weg zur Schule überlege ich mir einen passenden Einstieg in die Stunde. Ich freue mich, auch wenn mein gestriger Schulweg heute plötzlich nicht mehr möglich ist, weil durch Bauarbeiten die gesamte Straße und der Gehweg über Nacht weggerissen wurde und überall riesige Baufahrzeuge herumfahren. Aber alles halb so schlimm, zum Glück gibt's ja Google Maps. Ich komme gerade noch rechtzeitig in das Schulgebäude, das deutlich größer und verschachtelter ist, als bei uns in Passau. Als ich Herr Wagners Klassenzimmer betrete werde ich mit den Worten "Good that you are here" begrüßt und 17 Schüler starren mich erst einmal mit großen Augen an, denn ich soll sie entgegen meiner Annahme nicht erst zur dritten, sondern gleich zur ersten Stunde unterrichten. Nach wenigen Minuten stellt sich heraus, dass der Kurs ein ganz anderer ist als ich angenommen hatte. Statt der Klasse im vierten bzw. fünften Lernjahr sitzt eine Klasse, die erst zwei Jahre Deutsch lernt, vor mir. Die Schüler sind dementsprechend etwas überfordert, als ich ihnen Fragen stelle, deren Grammatik sie natürlich noch gar nicht hatten. Sie melden sich dann zaghaft und ich bekomme noch die richtigen Arbeitsaufträge an die Hand. Danach läuft es ganz gut. Es gibt total engagierte Schüler, aber auch Schüler, deren Blick nicht von den obligatorischen Chromebooks weicht. Bis zum Ende der Doppelstunde haben wir die deutschen Artikel wiederholt, uns kurz vorgestellt, gesagt wie die Sommerferien und die erste Schulwoche war und einen kurzen Text geschrieben, der entweder in der ersten oder dritten Person Singular verfasst werden musste. Das klappt schon erstaunlich gut, auch wenn die Groß- und Kleinschreibung noch etwas ungewohnt ist für Amerikaner.
Feuertaufe überstanden denke ich mir, als der Gong ertönt! Doch schon kommt die nächste Klasse durch die Türe. Diesmal der richtige Kurs mit vielen Austauschschülern und ihren deutschen Partnern. Zuerst mischen sich alle Schüler wild durcheinander und müssen anhand von festgelegten Fragen herausfinden, wer im Sommer etwas gemacht hat oder eben nicht: z.B. wer im Sommer gearbeitet hat oder seine Großeltern besucht hat.
Danach führen wir ein Modell ein, das auf
sechs wissenschaftlichen Sphären fußt. Die neuen Begriffe sind schnell eingeführt, definiert und dann in
kleinen Gruppen auch kontextualisiert. Die Zeit vergeht wie im Flug und alle
werden einbezogen. Das macht echt richtig Spaß! Danach haben wir einen
halbstündigen Homeroom, wo der Superintendent Greg Cabara uns offiziell
kurz begrüßt und wir noch ein paar organisatorische Dinge regeln. Und schon
klingelt die Schulglocke erneut und die Schüler holen ihre deutschen Gäste zum
weiteren Shadowing ab. Frau Steflbauer und ich nutzen die Zeit um mit einer
anderen Lehrkraft, Frau Zeinmetz, deren Sohn Benji auch am Programm teilnimmt, um Kaffee
zu trinken und uns ein wenig zu unterhalten. Unser Gespräch wird vom Mittagspausengong
unterbrochen: es gibt Wraps und Salat. Die Schüler haben heute in die Mensa
gehen und mit ihren Amerikanern Essen können. Mal schauen, was sie
morgen darüber berichten.
Am Nachmittag habe ich noch eine
Doppelstunde Shadowing – Word History bei Mr Weisse. Es ist die
erste Stunde, die die Schüler bei ihm haben. Zwar nehmen wir keine geschichtlichen
Inhalte durch, es ist jedoch mehr als interessant zu erfahren, welche Regeln und
Erwartungen die Lehrer in den USA an ihre Schüler haben. An den Wänden hängen
in fast allen Klassenzimmern große Handyhalterungen, in die die Schüler zu
Beginn einer jeden Stunde ihre Handys stecken. Danach registrieren sie sich mit
ihrer Schul-ID selbst im Klassenzimmer. Was zudem auffällt ist, dass jede
Lehrkraft ihr eigenes Klassenzimmer besitzt und dieses auch individuell
einreichten kann und darf – wenn ich etwas nach Passau mitnehmen könnte, dann
defintiv das Klassenzimmerprinzip, das es auch bereits an meiner alten Schule
gegeben hat.
Am späten Nachmittag scheint noch immer die
Sonne, so dass ich die letzten Nachmittagsstunden damit verbringe einen
Supermarkt aufzusuchen und einen Kaffee zu trinken, bevor es zurück zu Mark und Yvonne geht. Am Abend gehen Yvonne und ich noch für unser Abendessen zu Sendiks in Whitefishbay
einkaufen: selbst gemachte Burritos mit Guacamole. Das erste Tex-Mex-Gericht, das ich auf dieser Reise esse. Am Abend
setzen Herr Wagner und ich uns wieder zusammen und besprechen den nächsten
Schultag. Schon wieder ein Tag, der zu schnell vergangen ist.
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