Tag 19

08. September 2024: Good morning Whitefishbay! “Das Wochenende neigt sich mit dem heutigen Tag schon wieder dem Ende zu würde ein Pessimist sagen” - zum Glück bin ich Optimist, so liegt heute noch ein ganzer Tag vor uns – und das Wetter soll auch deutlich besser werden als die letzten Tage, zumindest temperaturtechnisch.

Nach dem Aufstehen gibt’s erst einmal mehrere Tassen Kaffee, eine Runde Spelling Bee und die Sonntagszeitung zu lesen, die Mark & Yvonne abonniert haben. Die Titelstory ist “Wisconsin’s voter ID law hits Black people in Milwaukee hardest experts say.” ( Wisconsins Wähler-ID-Gesetz  - wer in den USA wählen möchte muss sich registrieren - trifft Schwarze in Milwaukee am härtesten, sagen Experten). Der Artikel führt einem vor Augen, dass die Chancengleichheit in den USA teils noch immer von der Hautfarbe abhängt und durch Gerrymendering und andere Maßnahmen versucht wird Einfluss auf die Wahl zu nehmen. Dass racial discrimination ein hoch aktuelles und brisantes Thema ist, sieht man auch im Alltag an allen Ecken und Enden: in Buchhandlungen gibt es ganze Sektionen, die Bücher zu diesem Thema haben.  Es vergeht kaum ein Tag, an dem kein Artikel in Zeitungen veröffentlicht wird und Black Live Matter Poster und Schilder sieht man in vielen Fenstern und Vorgärten diverser Landesteile.  

Ob die Diskriminierung von Minderheiten weniger wird hängt auch von der kommenden Wahl ab. Laut einem heutigen Artikel in der NYT sind die Chancen von beiden Kandidaten im Moment gleich. Deshalb ist der am kommenden Dienstag Abend stattfindende Schlagabtausch zwischen Harris und Trump von besonderer Bedeutung. Erst gestern hatte der ehemalige Präsident verlauten lassen Immigranten aus den USA “treiben” zu wollen. Dies würde eine “blutige Angelegenheit” werden. Solche xenophoben und zur Gewalt aufrufenden Slogans sind zwar nichts Neues aus seinem Mund, aber man fragt sich als tief überzeugter Demokrat schon, wie man solch krude Thesen auch nur ansatzweise mit seiner Wählerstimme unterstützen kann. Es wird spannend, allerdings bin ich positive gestimmt, da sich viele Freunde und auch Kollegen von Herrn Wagner politisch engagieren und auch viele Jungen Leute skandieren: “Yes we Kam”!

Um etwas Abstand von der Schule zu finden, haben wir uns vor einigen Tagen Karten für eine Freilichtbühne des American Players Theater (APT) gekauft, das rund zwei Stunden von Milwaukee mitten auf dem Land ist. Sie spielen Shakespeare’s “Viel Lärm um Nichts” (Much Ado About Nothing), was wir bei angenehm warmen Nachmittagstemperaturen anschauen dürfen. 








Die Inszenierung ist außergewöhnlich, da der Plot nicht wie Shakespeares Original in Italien spielt, sondern in Mexiko. Zudem sind im Stück kleine Musicaleinlagen eingebaut und die Sprache an manchen stellen nicht Elisabethanisch, sondern vereinfachtes Englisch. Wir genießen die knapp dreistündige Aufführung sehr, genauso wie die anderen Zuschauer in dem fast ausverkauften Haus. Nach der Aufführung verbringen wir den Spätnachmittag wieder auf dem Highway und lassen die schöne Landschaft an uns vorbeiziehen. Zuhause angekommen machen wir uns frisch, kochen Abendessen und schalten den TV an, denn heute ist Football Night. Wir fiebern zusammen auf dem Sofa mit den Mannschaften mit und ich genieße the True American Experience.

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